Historische Monatsanweisung Oktober

Über fertige Arbeit gleitet prüfend der Blick

Die Arbeit der Immen wie des Imkers für dieses Jahr ist getan. Das Volk der Bienen tat das Seine, den Angriffen des Feindes Frost zu entgehen. Geborgen in wohliger Wohnung, mit ausreichend haltbarer Nahrung versehen, unter der Obhut des Bienenvaters, so zieht es sich einige Monate vom Schauplatz des bisherigen Schaffens zurück. Triebhaft handelte es im Licht, triebhaft kehr es sich jetzt dem Lichte ab.

Anders der Imker, dem mit dem Verstand die Möglichkeit gegeben ist, so oder anders zu handeln, und der damit persönliche Verantwortung für sein Schaffen zu tragen hat. Er steht am Abschluss des Jahres und schaut prüfend zurück auf den Weg vom Frühjahr daher. Er sieht seinen Arbeitsplan vom Winter durch, feststellend was erreicht wurde, was unterblieb. Er fragt nach Gründen für Misslingen hier, für Gelingen dort. Alle Abschnitte des Bienenjahres ziehen vorüber. Einwinterung, Auswinterung, Aufstieg zur Höhe, Höhe, Ernte, Abstieg, Einwinterung. Ehrlicherweise gibt er nicht nur dem Wetter schuld bei Fehlschlägen. Der Biene überhaupt nicht, sie leistet unter allen Umständen das Möglichste.

An Hand der Aufzeichnungen werden Fehler erkannt und neue Entschlüsse gefasst. Anders wird er die Rasse- und Zuchtfrage anfassen, die Schwarmneigung noch mehr dämpfen. In solchen Sinnen und Planen grüßt ihn bereits das neue Jahr.

Er hält Umschau rings um die Bienen. Beginnend mit der Möglichkeit, die Tracht zu verbessern. Wo lassen sich Salweiden, Obstbäume, Schneebeeren, Akazien anpflanzen, wo Riesenhonigklee aussäen, wer von der Nachbarschaft würde Samen der Honigdistel, Planzen von  Gänsekresse oder Herbstastern übernehmen? Der Oktober ist der Monat des Pflanzens. Welcher Landwirt könnte Weisklee, Schwedenklee, Senf, Raps, Buchweizen, Sonnenrosen anbauen, wenn ihm Hilfe geleistet wird? Wer ist zuständig bei der Bepflanzung öffentlicher Straßen und Plätze, von Bahndämmen, von Ufern?

Zum Bienenhaus wandert der Blick. Ist es in allen Teilen zweckmäßig? Gewährt es vor allem genug Platz? Wie teuer könnte ein Umbau, Anbau, Neubau sein? Hier könnte ganz gut ein Regal noch her, dort ein Schubkasten, da ein Eckbrett. Einige Aufhängehacken, ein Kleiderhalter, ein Waschgerät fehlen. Solche Kleinigkeiten sagt man gelegentlich vor Weihnachten den Kindern.

Nun die Beuten. Schön wäre es, wenn mal wenigstens eine der neuen Beuten Einzug hielte. Es sind wirklich Veteranen hier aufgestellt. Weihnachten, Geburtstag, Jubiläum könnten manchen verwandten oder Freund das Rätselraten um ein passendes Geschenk erleichtern. An Geräten, Zuchtkästchen, Ablegerkästen, einen Sonnenwachsschmelzer hätte man große Freude.

Sind übrigens alle Geräte in Ordnung? Die Absperrgitter gereinigt und aufgeschlichtet? Die metallenen Dinge alle mit Öl oder Vaseline bestrichen? Haube und Handschuhe, Mantel wieder gereinigt und genäht? Vor allem, ist das Bienenhaus tatsächlich entrümpelt? Was schleppt sich von Jahr zu Jahr doch alles auf Regalen und unter den Stöcken fort, ohne je gebraucht zu werden! Raus mit den Dingen, die überhaupt nichts mit den Bienen zu tun haben! Sauber, ordentlich, ein unberührtes  Heiligtum, so tritt auch das Bienenhaus die Winterruhe an.

Der Wabenschrank ist gescheuert, an der und jener Stelle neu abgedichtet gegen Motten, der Wabenvorrat gesichtet und geordnet. Dieser Tage noch wird mit dem Ausschmelzen begonnen. Wie stattlich sieht der Honigvorrat in den Einheitsgläsern mit dem Gewährstreifen aus.

Jede Arbeit ist getan. Auch die Bodenpappen liegen drin. Fluglochschieber und Blenden sind griffbereit. Nur die Abrechnung über Ausgaben und Einnahmen ist zu leisten, die Tabellen in Kalender über Wetter, Trachten, Trachtzeiten aufzuarbeiten und neu einzurichten. Noch ein gelegentlicher Blick aufs Brett hin zu den letzten Pollenträgern. Wenn sie doch schon vorüber wäre, die bienenlose, die schreckliche Zeit!

Quelle: Kalender der Leipziger Bienenzeitung 1942

Historische Monatsanweisung September

Voraussetzung gedeihlicher Entwicklung ist Gesundheit

Auch das kleinste Haustier, unsere Biene, ist Krankheiten unterworfen. Der Abschluss der imkerlichen Arbeiten jetzt im September, ist besonders geeignet, das Augenmerk auf den Gesundheitszustand der Bienenvölker zu richten. Biene wie Wabenwerk geben da Aufschluss. Beim Herrichten des Wintersitzes, was mancher, u.a. der Herbstwanderer, erst im September vornimmt, oder beim Überprüfen der Waben, die für das Frühjahr aufgehoben werden oder in den Schmelztopf kommen sollen, müssen einzelne verdeckelte Zellen besonders beachtet werden. Man entfernt in jedem Falle den Deckel. Steht darunter eine blauschwarze Nymphe in ausgeprägter Gestalt, dann hat man verkühlte Brut vor sich. Eine unbedenkliche Erscheinung. Bei Temperaturrückgang wurde sie verlassen. Sieht man unter dem Deckel, der vielleicht unscheinbares Loch oder einen Riss aufweist, keine Nymphe, sondern beim genauen Hinschauen am Zellboden oder der unteren Rinne des Sechseckes eine zusammengefallene Masse, feucht oder zu Klümpchen eingetrocknet, bringt ein hineingestecktes Streichholz gar einen schmierigen Faden hinter sich her, dann liegt Faulbrut vor. Imkerkamerad jetzt vor allem zweierlei: keine Todesangst und kein Verheimlichen! Faulbrut lässt sich beseitigen, aber nur bei fachkundiger Beseitigung. Und zum anderen, in vielen Ländern besteht gesetzliche Meldepflicht. Den Seuchenwart verständigt und seinen Anordnungen gefolgt!

Schwache Völker, die schon längere Zeit merklich wenig Flugbienen trotz guten Brutstandes aufweisen, können an Nosema oder Milbenseuche erkrankt sein. Flugunfähigkeit der erwachsenen Bienen ist ein auffallendes Merkmal in beiden Fällen. Das merken alle die nicht, die keinen Sandstreifen, sondern Gras vor dem Stande haben. Die befallenen Bienen können nicht mehr abfliegen, purzeln vom Flugbrett und krabbeln am Boden umher, höchstens noch ab und zu wie hüpfend einen Flugversuch machend. Wenn diese Erscheinungen den normalen Abgang übersteigt, wenn man vor allem zu Häufchen geballt die Bienen im Grase findet, dann ist Verdacht auf Nosema oder Milbenseuche am Platze. Auch hier den Seuchenwart rufen, der ja kameradschaftlicher Helfer ist. In jedem Falle sorgt der Seuchenwart für Beseitigung dieses Herdes, und zweitens ist er bemüht, den Ansteckungsherd ausfindig zu machen. Herkunft von Schwärmen, gekauften Völkern, Beuten oder Waben, liederliche Stände, verwaiste Stände mit Wabenresten geben Anhaltspunkte.

Imker, schenkt dem Herbstfutter Beachtung! Zu spät gereichte Gaben werden nicht verdeckelt und säuern. Überkochter Zucker, Heide-, Tannen- und Blatthonig kristallisieren in der Zelle, sind also nicht für die Bienen aufnahmefähig. Beide Fälle können Ruhr zur Folge haben.

Denkt jetzt bereits an eine störungsfreie Überwinterung, indem ihr lärmende Schäden am Bienenstande abstellt. Schützt das Wabenwerk vor Mottenfraß, beseitigt alte Waben, die leicht Krankheitsträger werden! Verpasst nicht, die Pollenwaben vor den Wintersitz zu hängen. Fehlende Eiweißzufuhr kann Mangelerscheinungen in der gesundheitlichen Verfassung im Frühjahr hervorrufen. Verwendet Bienentee mit bei der Fütterung, er liefert wichtige Nährsalze. Beseitigt unbedingt Weisellose als Ruhestörer und Ruhrkandidaten! Denkt schon jetzt ans Abhalten kalter Herbst- und Winterstürme! Richtet saubere, trockenbleibende Verpackung her!

Quelle: Kalender der Leipziger Bienenzeitung 1942

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