Historische Monatsanweisung September

Voraussetzung gedeihlicher Entwicklung ist Gesundheit

Auch das kleinste Haustier, unsere Biene, ist Krankheiten unterworfen. Der Abschluss der imkerlichen Arbeiten jetzt im September, ist besonders geeignet, das Augenmerk auf den Gesundheitszustand der Bienenvölker zu richten. Biene wie Wabenwerk geben da Aufschluss. Beim Herrichten des Wintersitzes, was mancher, u.a. der Herbstwanderer, erst im September vornimmt, oder beim Überprüfen der Waben, die für das Frühjahr aufgehoben werden oder in den Schmelztopf kommen sollen, müssen einzelne verdeckelte Zellen besonders beachtet werden. Man entfernt in jedem Falle den Deckel. Steht darunter eine blauschwarze Nymphe in ausgeprägter Gestalt, dann hat man verkühlte Brut vor sich. Eine unbedenkliche Erscheinung. Bei Temperaturrückgang wurde sie verlassen. Sieht man unter dem Deckel, der vielleicht unscheinbares Loch oder einen Riss aufweist, keine Nymphe, sondern beim genauen Hinschauen am Zellboden oder der unteren Rinne des Sechseckes eine zusammengefallene Masse, feucht oder zu Klümpchen eingetrocknet, bringt ein hineingestecktes Streichholz gar einen schmierigen Faden hinter sich her, dann liegt Faulbrut vor. Imkerkamerad jetzt vor allem zweierlei: keine Todesangst und kein Verheimlichen! Faulbrut lässt sich beseitigen, aber nur bei fachkundiger Beseitigung. Und zum anderen, in vielen Ländern besteht gesetzliche Meldepflicht. Den Seuchenwart verständigt und seinen Anordnungen gefolgt!

Schwache Völker, die schon längere Zeit merklich wenig Flugbienen trotz guten Brutstandes aufweisen, können an Nosema oder Milbenseuche erkrankt sein. Flugunfähigkeit der erwachsenen Bienen ist ein auffallendes Merkmal in beiden Fällen. Das merken alle die nicht, die keinen Sandstreifen, sondern Gras vor dem Stande haben. Die befallenen Bienen können nicht mehr abfliegen, purzeln vom Flugbrett und krabbeln am Boden umher, höchstens noch ab und zu wie hüpfend einen Flugversuch machend. Wenn diese Erscheinungen den normalen Abgang übersteigt, wenn man vor allem zu Häufchen geballt die Bienen im Grase findet, dann ist Verdacht auf Nosema oder Milbenseuche am Platze. Auch hier den Seuchenwart rufen, der ja kameradschaftlicher Helfer ist. In jedem Falle sorgt der Seuchenwart für Beseitigung dieses Herdes, und zweitens ist er bemüht, den Ansteckungsherd ausfindig zu machen. Herkunft von Schwärmen, gekauften Völkern, Beuten oder Waben, liederliche Stände, verwaiste Stände mit Wabenresten geben Anhaltspunkte.

Imker, schenkt dem Herbstfutter Beachtung! Zu spät gereichte Gaben werden nicht verdeckelt und säuern. Überkochter Zucker, Heide-, Tannen- und Blatthonig kristallisieren in der Zelle, sind also nicht für die Bienen aufnahmefähig. Beide Fälle können Ruhr zur Folge haben.

Denkt jetzt bereits an eine störungsfreie Überwinterung, indem ihr lärmende Schäden am Bienenstande abstellt. Schützt das Wabenwerk vor Mottenfraß, beseitigt alte Waben, die leicht Krankheitsträger werden! Verpasst nicht, die Pollenwaben vor den Wintersitz zu hängen. Fehlende Eiweißzufuhr kann Mangelerscheinungen in der gesundheitlichen Verfassung im Frühjahr hervorrufen. Verwendet Bienentee mit bei der Fütterung, er liefert wichtige Nährsalze. Beseitigt unbedingt Weisellose als Ruhestörer und Ruhrkandidaten! Denkt schon jetzt ans Abhalten kalter Herbst- und Winterstürme! Richtet saubere, trockenbleibende Verpackung her!

Quelle: Kalender der Leipziger Bienenzeitung 1942

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